Schiffsandacht für Sonntag, 14. Juli 2013
Votum
Dankgebet
Gott, wir blicken zurück auf eine Woche gemeinsames Leben und Erleben auf diesem Schiff. Wir haben gelacht und vielleicht auch gelitten, haben Sonne und Regen auf der Haut gespürt, haben viel Wasser um uns und wenig im Tank. Wir blicken zurück und tun das mit viel Dank und Zufriedenheit. Wir erlebten, dass wir den Elementen ausgeliefert waren und sind doch alle heil durch diese Woche gekommen. Wir konnten schlafen, dabei Erlebtes verarbeiten und neue Kräfte sammeln. Wir hatten gut zu essen und haben eine lebendige Gemeinschaft erlebt, in der sich alle an ihrer Stelle eingebracht haben zum Wohl aller. Gott, das alles ist nicht selbstverständlich. Wir können nicht alles machen und garantieren. Wohin sollen wir mit unserem Dank? Wir kommen in dieser Stunde zu dir und danken für die Zeit, die wir miteinander hatten. Amen
Psalm 46
Gott ist unser Schutz. Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Gedanken zu 1. Korinther 13
Ein Anker auf dem Festland, fern ab der See. Aerzen bei Hameln, um genau zu sein. Auf dem Grabstein meiner Familie, um noch genauer zu sein.
Als Kind habe ich immer gerätselt, was meine Familie mit der Seefahrt zu tun haben könnte. Ein wohl behütetes Geheimnis?
Nun ja, der Anker steht dort wohl als Symbol für etwas eher Abstraktes: die Hoffnung.
Dass nun gerade ein Anker die Hoffnung symbolisiert, kann man lernen, aber verstehen kann man es wohl erst, wenn man die eigene Ohnmacht auf See selbst erfahren hat. Wind und Wasser können wir nicht bändigen; sie sagen uns, was wir tun können. Egal ob Flaute oder Sturm: wir können nur reagieren, nicht agieren. Es heißt nicht umsonst: „Auf See und vor Gericht ist man in Gottes Hand.“ Da steht Gottes Hand erst einmal für die eigene Hilfslosigkeit, die wir sonst kaum noch erfahren können. In unserem Alltag sind wir Herr der Dinge; wir können alles bewältigen und managen. Nur eine Frage der Organisation und Disziplin. Nicht so auf See: Wind und Wasser geben uns vor, was wir tun können.
Das sollten eigentlich alle Segler schon einmal erfahren haben, aber es widerspricht unserer Alltagserfahrung an Land. Kein Wunder, dass es die Crew der Wylde Swan noch einmal versucht hat, die Wywren zu retten. Ein Schiff mit Wassereinbruch – eine anständige Pumpe und Dichtmaterial müssten es ja richten. Auch wir vertrauen auf Pumpen, um das Wasser zu bändigen. 3 unabhängige Systeme auf der Johnny. Um so tragischer, wenn das Wasser doch stärker ist. Diese Tragik begründet dann aber wieder unsere Hoffnung, dass wir auch Dinge leisten können, die jenseits unserer eigenen Möglichkeiten liegen müssten. Kein Wunder, dass der Anker für diese Hoffnung steht.
Auf unserem Grabstein gibt es zwei weitere Symbole: das Kreuz und das Herz. Diese stehen für den Glauben und die Liebe.Paulus schreibt: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
Und das ist die andere Erfahrung an Bord: lebendige Gemeinschaft und praktizierte Nächstenliebe. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass unsere Gemeinschaft uns trägt und dass wir trotz der Übermacht von Wind und Wasser bestehen können. Beruhigt legen wir uns schlafen, wenn die anderen Wachen uns sicher in Richtung Helsinki bringen. Dieses Vertrauen setzt eine verlässliche Gemeinschaft voraus. Genau das, was wir unter einer Gemeinde verstehen: eine Crew, die zusammen gehalten wird durch gegenseitige Verlässlichkeit und die gemeinsame Sache.
Das haben wir auch im Großen an Land, doch da ist es unbestimmter; die vielschichtige Gesellschaft ist nicht so einfach durchschaubar. Die Mikrokosmos Johann Smidt führt uns vor Augen, worauf es ankommt: echtes Kümmern und Sorgen um unseren Nächsten.
Paulus schreibt: "Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles."
Große Worte, die in Luthers schöner Übersetzung nicht gerade kleiner werden, aber die auch in ihrer Sperrigkeit sagen, worauf es ankommt. Lasst uns diesen Törn nutzen, um unsere Erfahrungen und Einsichten mit in den Alltag zu nehmen. Erfahrungen, die man nur hier machen kann. Den Elementen ausgeliefert zu sein, aber auch: durch die Gemeinschaft gestützt zu werden. Und lasst uns diese Gelegenheit nutzen, im Sinne unserer Gemeinschaft für uns in einer Weise zu sorgen, wie wir es an Land nicht tun würden.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Amen.
Fürbitte
Gott, fünf Tage auf diesem Schiff, in dieser Gemeinschaft liegen noch vor uns. Wir bitten dich, dass wir alle weiter zu einem guten Gelingen beitragen mit den Fähigkeiten, die wir haben. Wir bitten um Verständnis und die Rücksicht für andere.
Wir wissen nicht, welche Anforderungen Wind und Wetter noch an uns stellen. Wir bitten dich um die Einsicht aller und die gegenseitige Beratung und Hilfe, so dass wir alle sicher und wohlbehalten und voller guter Erinnerungen und Erfahrungen ans Ziel gelangen.
Gott, wir hören von anderen Teilnehmern dieser Regatta. Unsere Gedanken sind bei der Crew der Wyvern, bei den Rettern und besonders bei den, die von „De wylde Swan“ Hilfe leisten wollten und sich in Lebensgefahr brachten. Unsere Gedanken sind voller Betroffenheit über den Tod eines Mitseglers und bei denen, die seinen Tod miterleben mussten und bei allen, die diesen Menschen jetzt vermissen in ihrem Leben. Wir denken in der Stille an ihn und an sie.
Gott, wir denken an unsere Familien und Freunde zu Hause. Wir bitten, dass sie wohlbehalten sind und wir alle glücklich wieder zusammenkommen. Amen
Und gemeinsam beten wir: Vater unser im Himmel
Segen