Andacht für Dienstag, 9.2.2010
Wir feiern diese Andacht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
„Der HERR sprach: Ich habe vergeben, wie du es erbeten hast.“ Das steht als Losung für heute im 4. Buch Mose. Kapitel 14, Vers 20.
Lassen Sie uns das Lied 447 „Lobet den Herren“ singen. Nr. 447, Vers 1 bis 4.
Gehorsam oder Vertrauen?
Man stelle sich die Situation vor: die Israeliten haben Ägypten verlassen. Nach langer Reise sind sie in der Wüste und Moses schickt einen Spähtrupp aus, um das verheißene Land zu erkunden. Der Trupp ist 40 Tage unterwegs und kommt mit guten und schlechten Nachrichten zurück. Sie haben das Land gefunden, in dem Milch und Honig fließt, aber dort leben Menschen in stark befestigten Städten, die nicht einfach einzunehmen und zu besiegen sind. So kurz vor dem Ziel scheint alles vergebens.
Um unsere Losung für heute einordnen zu können, müssen wir auch einige der vorausgehenden Verse lesen:
„Da fuhr die ganze Gemeinde auf und schrie, und das Volk weinte die ganze Nacht. Und alle Israeliten murrten gegen Mose und Aaron und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: Ach dass wir in Ägyptenland gestorben wären oder noch in dieser Wüste stürben! Warum führt uns der HERR in dies Land, damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und unsere Kinder ein Raub werden? Ist's nicht besser, wir ziehen wieder nach Ägypten?“
Mose, Aaron und die wenigen nicht zweifelnden entgegnen: „Das Land, das wir durchzogen haben, um es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der HERR uns gnädig ist, so wird er uns in dies Land bringen und es uns geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt. Fallt nur nicht ab vom HERRN und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht, denn wir wollen sie wie Brot auffressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen, der HERR aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen!“ Aber das ganze Volk sprach, man sollte sie steinigen. Da erschien die Herrlichkeit des HERRN über der Stiftshütte allen Israeliten. Und der HERR sprach zu Mose: Wie lange lästert mich dies Volk? Und wie lange wollen sie nicht an mich glauben trotz all der Zeichen, die ich unter ihnen getan habe? Ich will sie mit der Pest schlagen und sie vertilgen und dich zu einem größeren und mächtigeren Volk machen als dieses.
Mit einiger List argumentiert Mose dagegen und erinnert ihn an ein Versprechen: »Der HERR ist geduldig und von großer Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung, aber er lässt niemand ungestraft, sondern sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.«
Er schließt mit einer erfolgreichen Forderung: So vergib nun die Missetat dieses Volks nach deiner großen Barmherzigkeit, wie du auch diesem Volk vergeben hast von Ägypten an bis hierher. Und der HERR sprach: Ich habe vergeben, wie du es erbeten hast.
Wenn man dann noch weiter liest, sieht man, dass das eine alt-testamentarische Vergebung ist: alle Kundschafter, die durch Ihren negativen Bericht das Volk gegen Mose aufgestachelt haben, müssen sterben und Kinder müssen sühnen für die Missetaten ihrer Eltern. Gott verlangt hier absolutes Vertrauen und absolute Unterordnung. Eigentlich sollte man sagen: es geht um Gehorsam!
Um Vertrauen und Ordnung geht es auch im Lehrtext aus dem Johannesevangelium: /Christus spricht:/ Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. Auch hier haben wir das Versprechen Gottes – in diesem Fall durch seinen Sohn – Bitten zu entsprechen. Einschließlich solcher nach Vergebung.
Die zweite Parallele ist die Situation des Zweifelns. Kurz vor seiner Verhaftung bereitet Jesus die Jünger auf die Trennung vor. Er spricht zu ihnen: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.“
Doch Phillippus ist das zu kompliziert und bittet: „Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns.“
Jesus versteht das als ein Zweifeln von Phillippus, aber anstatt ihn für die Zweifel an Gottes Sohn in alttestamentarischer Weise zu strafen, fordert er ihn lediglich auf, an ihn zu glauben und in diesem Glauben die Werke zu tun, die er selbst tut. Er schließt dieses Argument mit unserem Lehrtext: „Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“
Der Zweifler erfährt Zuspruch und Versicherung, nicht Strafe. Es geht um Liebe, nicht um Gehorsam. Das ist der große Unterschied zwischen einer prämodernen auf Gewalt und Strafe beruhenden Ordnung und der modernen auf Liebe und Vertrauen aufbauenden Gesellschaft.
Uns ist das oft gar nicht bewusst, weil es für unser Zusammenleben so grundlegend ist. Wir handeln nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus Sorge für unseren Nächsten. Das ist ein großes Geschenk und hohes Gut, das es zu bewahren gilt. Dazu müssen wir diese Maxime leben und uns von Sorge und Liebe leiten lassen, nicht von Angst und Gehorsam.
Herr Gott, danke, dass wir beten und ernsthaft um Vergebung bitten dürfen. Du hilfst. Amen
Lassen Sie uns Lied 395 „Vertraut den neuen Wegen“ singen. Nr. 395 bitte.
Lassen Sie uns gemeinsam beten mit den Worten, die der Herr selbst uns gelehrt hat:Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung,sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.