Andacht für Dienstag, 22.10.2013

Votum

Losung: Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn. 1.Mose 1,27

Lied: EG 452, 1-3 Er weckt mich alle Morgen

Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; Adam und Klaus.

Eigentlich wollten Inge und Renate am 5. Tag nach der Schöpfung der Tiere schon Feierabend machen, aber dann überredete die eine die andere, doch nun auch noch den Menschen zu schaffen nach ihrem Ebenbild.

Götter wie wir. Das ist der Titel der Serie, die gerade den Deutschen Fernsehpreis in der Sparte Comedy gewonnen hat. Die Macher haben mit geringstem Aufwand und viel Witz die heute Show und das Frühstücksfernsehen auf die Plätze verwiesen.

Eine Frankfurter Freundin hat mich letztes Jahr auf dieses Projekt zweier schwuler Filmemacher aus ihrem Bekanntenkreis Aufmerksam gemacht.

Inge und Renate sind das göttliche Duo, das in bester Monty-Python-Marnier von den Autoren Carsten Strauch und Rainer Ewerrien selbst gespielt wird. Und sie schaffen den Menschen als ihr Ebenbild: Adam und als Glanzstück der Schöpfung den schönen Klaus. Klaus ist schwul. Und schon bald erkennen die Schöpferinnen, dass ihrer Schöpfung in dieser Konstellation keine große Zukunft beschert sein wird. Folglich kommt es zur Behebung dieses Betriebsunfalls, indem sie Eva aus Adams Rippe schaffen.

In ähnlicher Marnier nimmt sich jede Folge die Geschichte hinter einer anderen Bibelstelle vor. Die erste Anfechtung sind natürlich die beiden Damen im besten Alter, die hier Gott verkörpern und im breiten hessischen Dialekt von Schöpfer zu Geschöpf direkt aus dem Nähkästchen göttlicher Praxis plaudern.

Wir wissen, dass wir uns kein Bild von unserem Schöpfer machen sollen. Aber ist es nicht gerade dieses Bild, das anstößt? Wäre der nette Alte mit wallendem weißen Bart und Haar nicht akzeptabler? Auch damit spielt das Duo. Im Sinne guter PR sehen Inge und Renate irgendwann ein, dass ihre Geschöpfe auch einer Verkörperung ihres Schöpfers bedürfen. Dabei entscheiden sie sich für eine massentaugliche Darstellung: ihren senilen Vater Günther, samt Stock und wallendem Haupt- und Gesichtshaar. Zu dumm nur, dass Günther Gefallen an Erdbesuchen findet und bei nächster Gelegenheit beim heimlichen Rauchen hinter einem Dornenbusch diesen aus Versehen in Brand setzt und Moses dann mit weiteren improvisierten und vor allem ungeplanten Instruktionen versieht.

In den Sendungen reiht sich ein Tabubruch an den nächsten. Die Stärke der Serie liegt aber nicht in direkter Blasphemie, sondern vielmehr an äußerst provokanten Impulsen, lange gehegte Überzeugungen zu hinterfragen.

Wenn wir von Gottes Ebenbildlichkeit sprechen, denken wir natürlich zunächst an den direkten Wortsinn: das gleiche Aussehen Gottes und der Menschen – deshalb haben wir weder mit Gaia, der Mutter Erde, oder dem sympathischen Greis ein Problem. Wohl aber mit dem Team Inge und Renate. Dabei sollten wir an diesen unterschiedlichen Personifizierungen gar keinen Anstoß nehmen, weil es darum bei der Ebenbildlichkeit gar nicht geht. Im heutigen Lehrtext schreibt Paulus im Kolosserbrief: „Ihr habt doch den alten Menschen mit all seinem Tun abgelegt und den neuen Menschen angezogen, der zur Erkenntnis erneuert wird nach dem Bild seines Schöpfers.“

An anderer Stelle heißt es, den alten Adam durch die Taufe zu ersäufen. Durch die Taufe haben wir Anteil am Kreuzestod Jesu und damit auch an der Erlösung zum ewigen Leben. Durch die Bekenntnistaufe haben die paulinischen Gemeinden diesen Schritt aktiv vollzogen. Beim Ebenbild des Schöpfer geht es also um etwas Inneres, nicht die Äußerlichkeiten, die die Grundlage der Comedy-Serie sind. Wenn Paulus davon schreibt, dass Christus Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist, dann meint er, dass an ihm sichtbar wie Gott ist, und damit wie die Menschen gedacht sind.

Diese Ebenbildlichkeit wird wieder hergestellt durch die Vergebung und Kraft in Jesu, die wir durch den Glauben an ihn erlangen können. Hier sind wir im Kern paulinischer Lehre. Im Lehrtext wird es dann aber praktischer und greifbarer gewendet: „Jetzt aber legt auch ihr dies alles ab: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerrede und üble Nachrede, die aus eurem Mund kommt! Macht einander nichts vor! Ihr habt doch den alten Menschen mit all seinem Tun abgelegt und den neuen Menschen angezogen, der zur Erkenntnis erneuert wird nach dem Bild seines Schöpfers.“

Damit wird Gottes Ebenbildlichkeit zu einer Verpflichtung: wir sollen unser Leben so führen, wie Jesus es uns vorgelebt hat, denn damit entsprechen wir den göttlichen Erwartungen an unsere Lebensführung. Beim Ebenbild dürfen wir nicht auf der Comedy-Ebene hängenbleiben, denn es ist keine Beschreibung der menschlichen Gestalt, sondern viel mehr. Es ist eine Zusage, dass wir so geschaffen wurden, dass wir ohne Fehler vor Gott stehen können, wenn wir am Glauben festhalten und Gottes Vergebung und Kraft in Anspruch nehmen.

Amen.

Lied: EG 389, Ein reines Herz, Herr, schaff in mir

Vater unser

Segen