Andacht für Dienstag, 24.11.2009

Wir feiern diese Andacht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Du sollst dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder. Das steht als Losung für heute im 5. Buch Mose, Kapitel 15, Vers 7.

Lassen Sie uns das Lied 604 „Wo ein Mensch Vertrauen gibt“ singen. Nr. 604

Der Lehrtext für heute steht in der  Apostelgeschichte Kapitel 20 Vers 35:

/Paulus sprach:/ Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.

Mit offenen Händen sollen wir geben – so könnte man die beiden Textstellen zusammenfassen.

Das wissen wir eigentlich alle gut und werfen gern eine Münze in den Klingenbeutel oder spenden zu Weihnachten für die Hungernden dieser Welt. Spenden für den guten Zweck machen uns glücklich und helfen anderen. Wir tun etwas für unser Gewissen und helfen – quasi nebenbei.

Aber warum sollen wir geben? Bei Moses ist die Sache klar: es besteht die Verpflichtung zu geben – egal, ob das einem selbst nutzt oder nicht. Der Losungstext stammt quasi aus der Finanzverfassung des Alten Testaments. Im ersten Teil des Kapitel 15 geht es um das Erlassjahr: alle sieben Jahre werden die Schulden erlassen. Geborgtes Geld, das bis zu diesem Zeitpunkt nicht zurückgezahlt ist, muss der Gläubiger abschreiben.

Hier noch einmal die Losung: Du sollst dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder.

Und im Anschluss kommt die Anleitung, wie dem „armen Bruder“ zu helfen ist: sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, soviel er Mangel hat. Hüte dich, dass nicht in deinem Herzen ein arglistiger Gedanke aufsteige, dass du sprichst:Es naht das siebente Jahr, das Erlassjahr –, und dass du deinen armen Bruder nicht unfreundlich ansiehst und ihm nichts gibst; Sondern du sollst ihm geben und dein Herz soll sich's nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn dafür wird dich der HERR, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst.

Es besteht also die Verpflichtung, Bedürftigen Geld zu leihen, egal, ob man es auch wieder bekommt oder nicht. Erwartet wird die Leihgabe, die zur Gabe werden kann, aber nicht muss. 

In Vers 3 – also quasi Paragraph 3 der Finanzverfassung  – wird bei Moses der Geltungsbereich des Erlassjahres auf „Brüder“ eingeschränkt: Von einem Ausländer darfst du es eintreiben; aber dem, der dein Bruder ist, sollst du es erlassen. Hier wird klar, warum wir leihen sollen: es geht weder um unser Wohlbefinden, noch um das des Schuldners. Vielmehr geht es um das Wohl der Gemeinschaft. Im Interesse einer funktionierenden Gesellschaft sollen die Vermögenden die Armen unterstützen und alle Schulden werden alle sieben Jahre vergeben, damit niemand dauerhaft in finanzieller Abhängigkeit eines anderen stehen muss.

Paulus geht es auch um die Gemeinschaft. Auf der letzten Station seiner Missionsreise, bevor er nach Jerusalem zurückkehrt und dort verhaftet wird, spricht er in Milet zu den Ephesern. Er gibt Ihnen Handlungsanweisungen für die schwere Zeit nach seiner Verhaftung. Er erwartet eine Spaltung der Gesellschaft, die von innen und außen betrieben wird. Sie sollen seinem Beispiel folgen und von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehren (Vers 33). Er sagt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.

Wie bei den 10 Geboten, der Bergpredigt oder vielen anderen kollektiven Handlungsvorschriften geht es beim „Leih- oder Gabegebot“ auch darum, die Gesellschaft zusammen zu halten. Das sollte unser Handeln leiten: wir müssen helfen, leihen und geben, wenn es der Zusammenhalt der Gemeinschaft erfordert. Unser eigenes Interesse soll hinten anstehen. Sowohl bei Spenden – laut Paulus eine Christenpflicht als auch beim Geldverleih.

Was heißt das für uns heute? Geld verleihen wir heute nicht mehr selbst, das tun Banken für uns. Wenn wir das alttestamentliche Leihgebot auf heute anwenden, bedeutet das, dass es bei Anlagestrategien nicht um die Maximierung des Zinsertrags gehen darf, sondern der gesellschaftliche Nutzen der Geldanlage im Mittelpunkt stehen muss. Mit unseren Finanzenentscheidungen stehen wir also in sozialer Verantwortung.

Gutes tun und sich gut fühlen muss sich nicht ausschließen. Corporate Social Responsibility als Management Paradigma hat schon erkannt, dass es möglich ist To do good to do well – also Gutes zu tun, damit es der Firma gut geht. Das können wir auch im Kleinen. Mit unseren Spenden, Anlageentscheidungen und Kaufentscheidungen. Lassen Sie uns also Gutes tun -  für die Gemeinschaft und dadurch auch für uns.

Geben ist seliger als nehmen. Amen

Lassen Sie uns Lied 419 singen. Nr. 419 bitte.

Lassen Sie uns gemeinsam beten mit den Worten, die der Herr selbst uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen.