Andacht für Samstag, 5.6.2010

Wir feiern diese Andacht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

„Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.“ Das steht als Losung für heute im Buch Hiob, Vers 42,2.

Heute morgen gibt es eigentlich gar keine Alternative, lassen Sie uns das Lied 449 „Die güldne Sonne“ singen. Nr. 449, Verse 1, 5 und 8.

Nichts ist unmöglich!

To - yo - ta

Vielen von uns fällt dazu gleich die Melodie dieses Werbe Jingles ein. Er bleibt haften. Eine Folge der Musik? Vielleicht. Aber die Aussage hat auch Wirkung: Nichts ist unmöglich!

Was fasziniert uns daran? Grenzenlose Möglichkeiten! Ist das nicht auch, was uns an den USA fasziniert – dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Worin liegt diese Faszination begründet? Müssten uns unbegrenzte Möglichkeiten nicht erschrecken?

Unbegrenzte Möglichkeiten bedeutet unbegrenzte Wahlfreiheit – ja, den Zwang ständig zwischen unendlich vielen Optionen wählen zu müssen. Wollen wir das wirklich? Wollen wir nicht vielmehr Sicherheit, also eine Einschränkung der Optionen und deren Folgen, zwischen denen wir uns entscheiden müssen.

Der gesicherte Job, das konstante familiäre Umfeld, die etablierten gesellschaftlichen Normen, all dass schafft Sicherheit durch Reduktion von Komplexität, durch Einschränkung der Vielzahl der Handlungsoptionen.

Warum also dieser Wunsch nach Allmächtigkeit? Wollen wir das wirklich?

Wahrscheinlich nicht.

Aber trotzdem sind wir mit unserer eigenen Ohnmacht unzufrieden. Die Allmächtigkeit ist der Gegenentwurf dazu. Erfahren wir Ohnmacht erscheint Allmacht als Ausweg erstrebenswert.

Unsere Losung für heute kommt aus dem Buch Hiob. Fast am Ende sagt Hiob dort in Vers 42,2:

„Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.“

Hiob erkennt die Allmacht Gottes und seine eigene Ohnmacht wieder an. Aber erst nachdem er bodenlose Ohnmacht erfahren hat und begonnen hat an der Allmacht des Allmächtigen zu zweifeln.

Er war ein reicher Mann, ein guter Mann, der trotz seines Reichtums vorbildlich lebte, sich an die Gebote hielt, anderen half und Vorbild für alle um ihn war.

Doch dann wurde ihm alles genommen: Besitz, Familie und Gesundheit und er haderte mit Gott, warum gerade er alles verlieren musste. Er begann an der Allmächtigkeit Gottes zu zweifeln, warum er das alles zulassen konnte. Gerade ihm als vorbildliches Mitglied der Gemeinschaft sollte kein solches Unheil zuteil werden.

Das ist die klassische Tehodizeefrage: wie kann das Leiden in der Welt mit der Allmacht und der Güte Gottes vereinbar sein?

Ausführlicher wird das Problem oft so dargestellt:

„Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht: Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft, Oder er kann es und will es nicht: Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist, Oder er will es nicht und kann es nicht: Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott, Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?“

Daraus folgen unzählige philosophische Erklärungsversuche, was die Natur des Übels ist, und warum Gott es zulässt.

Ein prägnanter Erklärungsversuch ist ein dialektischer: ohne das Übel können wir das Gute nicht erkennen. Was wäre Gesundheit ohne Krankheit? Fast alles in dieser Welt können wir nur durch Abgrenzung von seinem Gegenteil erfahren. Gerade, weil wir nicht allmächtig und allwissend sind, brauchen wir das Übel.

Gnade wird es durch das Übel erfahrbar. So sagt Hiob drei Verse nach unserem Losungstext:

„Ich habe von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“

Hiob war schon immer ein gottesfürchtiger Mann. So lange es ihm gut ging, war er gläubig, weil er so erzogen und sozialisiert war. Das verlieh ihm auch Stärke in der Not. Erkannt hat er Gott und seine Güte aber erst durch die Erfahrung unermesslichen Übels.

Müssen wir also erst leiden, um die Güte Gottes zu erfahren?

Hier kommen wir zum heutigen Lehrtext bei Lukas im 18. Kapitel. Es geht darum, ob ein reicher Mann das ewige Leben erwerben kann. Genauso wie Hiob hat er immer gottesfürchtig gelebt und die Gebote gehalten. Jesus fordert ihn zusätzlich dazu auf, all sein Hab und Gut zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben.

Doch das bringt er nicht übers Herz, zwischen Reichtum im Diesseits und dem ewigen Leben zu wählen. Hier finden wir dann auch einen der klassischen Luthersätze:

„Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr ginge, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme.“

Trotz seines großen Reichtums, der ihm zu Macht in der Welt verhilft, ist er doch ohnmächtig Gott gegenüber.

Doch dann kommt unser Lehrtext in Vers 27:

„Jesus sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“

Gottes Allmacht kann für menschliche Ohnmacht kompensieren. So hat auch der Reiche, der seine Güter nicht aufgeben mag, eine Chance. Der Allmächtige kann auch ihm das ewige Leben gewähren. Der Mensch kann es aber nicht erwerben. Er kann nur auf Gottes Güte vertrauen und in all seiner Ohnmacht sein Bestes geben.

Wenn wir das einsehen, wissen wir, dass wir nie tiefer als in Gottes Hand fallen können. Wir müssen uns mit unserer Ohnmacht arrangieren, denn auch die Allmacht gewährt uns keinen Ausweg. Den gibt es nur im Vertrauen auf den Allmächtigen.

Herr, hilf, dass ich bis ans Lebensende mit dir verbunden bleibe und mein Vertrauen auf dich und deine Möglichkeiten nie verliere, sondern wie ein Kind mich bei dir geborgen weiß, hier als Erdenbürger und dort in Ewigkeit.

Amen.

Lassen Sie uns Lied 531 „Noch kann ich es nicht fassen“ singen. Nr. 531 bitte.

 

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.