Andacht für Freitag, 15.4.2011 

Guten Morgen!

Wir feiern diese Andacht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen

„Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein.“

Das steht als Losung für heute bei Jesaja im 15. Kapitel, Vers 10-11.

Lassen Sie uns singen. Lied 98 „Korn, das in die Erde“

Alles Gute kommt von oben!  Ein geflügeltes Wort – natürlich aus der Bibel. Gemeint ist damit bei Jakobus die gute und vollkommene Gabe, die von Gott kommt.

Alles Gute kommt von oben! Wenn wir das umgangssprachlich sagen, meinen wir manchmal ironisch von oben heran nahendes Unheil – egal, ob es um die neue Regel eines Vorgesetzten oder das Geschäft eines Vogels handelt. Meistens meinen wir aber wirklich Gutes, das von oben kommt.

Alles Gute kommt von oben! Zum Beispiel Wasser. Regen ist von zentraler Bedeutung für unser Überleben. Kein Wunder, dass es dem Regen geweihte Gottheiten gibt, dass Regenmacher in vielen Kulturen wichtige soziale Funktionen ausfüllen, dass es reichlich Rituale um Wasser und Regen herum gibt.

Mal abgesehen vom Regenschauer, der uns zum falschen Zeitpunkt ohne Regenschirm erwischt, ist Regen für uns etwas gutes, wenn nicht DAS GUTE, das von oben kommt.

So überrascht es nicht, dass sich Jesaja der Analogie mit Regen und Schnee bedient, wenn er uns das Wort Gottes näher bringen will. Die Zürcher Bibel übersetzt unsere Losung für heute so: „Denn wie der Regen und der Schnee herabkommen von Himmel und nicht dorthin zurückkehren, sondern die Erde tränken und sie fruchtbar machen und sie zum Sprießen bringen und Samen geben dem, der sät, und Brot dem, der isst, so ist mein Wort, das aus meinem Mund hervorgeht: Nicht ohne Erfolg kehrt es zu mir zurück, sondern es vollbringt, was mir gefällt, und lässt gelingen, wozu ich es gesandt habe.“

Der Wasserkreislauf einschließlich seiner Effekte für Landwirtschaft und Nahrungsmittel dient hier als Sinnbild für die Wirkung von Gottes Wort: die Wirkung ist nur mittelbar, aber von zentraler Bedeutung.

Warum macht es sich Jesaja so schwer? Warum schreibt er nicht direkt über die Wirkung von Gottes Wort?

„Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Diesen Kanzelsegen hören wir am Ende einer jeden Predigt und der bezieht sich direkt auf Gottes Wort, über das Jesaja schreibt.

Ich frage mich, wie viel Klarheit dieser routinierte Zuspruch wirklich schafft, oder ob er nicht eher als eine mysteriöse liturgische Nebelkerze wirkt. Was tut dieser Friede Gottes eigentlich, der sich laut diesem Segen auch noch unserer Vernunft entzieht?

Mit seiner Analogie tritt Jesaja eben dieser Verwirrung entgegen. Gottes Wort, das mehr als nur ein Ausspruch ist, das durch die wirkt, die es hören, das durch ihre Handlungen wirkt, lässt sich nicht einfach analytisch beschreiben.

Der Vergleich zum Regen und Schnee, die direkt keinen Hunger stillen können, machen das klar: Regen und Schnee können nur wirken, wenn sie auf Samen treffen. Zu Nahrung werden sie erst, wenn der Bauer sie erntet und der Bäcker daraus Brot herstellt.  So ist es auch mit Gottes Wort: es wirkt durch die, die es für sich übernehmen und in ihr Handeln übersetzen und es damit umsetzen.

Schön ist hier auch die Analogie zum geschlossenen Wasserkreislauf: so wie das gleiche Wasser immer wieder Grundlage für neues Getreide und Brot sein kann, so kann Gottes Wort auch immer wieder zu neuem Handeln im Sinne dieses Wortes anstiften.

Der heutige Lehrtext bei Matthäus im 13. Kapitel macht da eine Einschränkung. „Wieder anderes fiel auf guten Boden und brachte Frucht: das eine hundertfach, das andere sechzigfach, das dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!“

Hier kommt auch Gutes von oben, aber dieses Mal sind es Samenkörner, und es geht darum, wohin sie fallen. Die, die auf Wege fallen, die auf felsigem Boden nicht wurzeln können, oder die von Unkraut erstickt werden, können alle keine Frucht bringen. Kompensiert wird das durch die Samen, die auf gutem Grund reichliche Frucht bringen können. Es kommt also auf uns an, Gottes Wort zur Entfaltung zu bringen. Wir müssen es umsetzen, wir selbst müssen der gute Boden sein, durch den es Frucht bringen kann.

Wer Ohren hat, der höre! Hans-Joachim Kraus meint sogar: „nur der Täter des Wortes Gottes ist sein wirklicher Hörer.“ Damit ist auch klarer, wie der Friede Gottes „Herzen und Sinne bewahren“ kann. Es kommt darauf an, dass wir den Frieden Gottes leben und mehreren. Ein jeder dreißigfach, sechzigfach oder sogar hundertfach.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Lassen Sie uns Lied 295 „Wohl denen, die da wandeln“ singen. Nr. 295.

Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser ....

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.